10.05.2022

Werdegang als KI-Entwicklungshelfer?

Kolumne im DUP UNTERNEHMER-Magazin

Wenn wir ernsthaft am menschenfreundlichen und nachhaltigen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) interessiert sind, werden wir Jobprofile entwickeln, für die nicht nur IT-Nerds, Programmierer oder Mathematiker gebraucht werden. Denn eine neue Form von Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine schafft auch Raum für Psychologen, Ethiker und Vermittler – zum Beispiel in diesen drei neuen Rollen.

KI-Designer: Sie entwickeln die KI Systeme im Unternehmen so umsichtig, dass wichtige Kontextbedingungen von vornherein berücksichtigt werden. Unter anderem kulturelle Aspekte, Branchenspezifika, Rechtsgrundsätze, Wert- und Moralvorstellungen fließen in ihre Arbeit ein. Sie spielen die Worst-Case-Szenarien durch, um alle möglichen Auswirkungen der Technologie zu betrachten und Sicherheitsregeln einzubauen. Auch wenn sie damit gegen wirtschaftliche Interessen handeln, gehört es zu ihrer Rolle, dem Maschinenbewusstsein Grenzen zu setzen. An der Schnittstelle zum menschlichen Kollegen wachen sie darüber, dass die Systeme funktionieren und dem Team die Arbeit erleichtern. Gemeinsam mit den KI-Verstehern bauen sie so Brücken, damit Mitarbeitende der KI gewogen bleiben, da diese ihre Erwartungen erfüllt.

KI-Trainer: Ihre Rolle zählt künftig vermutlich zu den wichtigsten in der Entwicklung, denn sie bringen der KI-Anwendung bei, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und aus Informationen zu lernen. Sie beschäftigen sich im Training vor allem mit den Daten. Welche Datenströme sind relevant? Wo gilt es, Daten aufzubereiten oder zu strukturieren? Wie lassen sie sich verschlagworten, um für die KI nutzbar zu werden? Die Trainer füttern die Technologie aber nicht nur mit Daten, sondern sie beobachten sehr genau, wie die KI reagiert, korrigieren Fehler und bestätigen Fortschritte. Sie sind Psychologen, wenn es darum geht, die Interaktion mit Mitarbeitenden oder Anwendern zu analysieren und mit Personalentwicklern gemeinsam Mitarbeitertrainings zu konzipieren. Entwicklungspsychologie ist auch gefordert, wenn es darum geht, einer KI Lösung eine stimmige Persönlichkeit zu geben oder etwa Zwischentöne zu vermitteln.

KI-Versteher: Versteher entscheiden mit, was ihre KI darf und was nicht. Sie schaffen Transparenz, damit nachvollziehbar bleibt, warum der Algorithmus zu dieser oder jener Lösung gekommen ist. Nach welchen Kriterien hat die KI beispielsweise ihre Empfehlung abgeleitet, welcher Bewerber das größte Potenzial hat oder wie kreditwürdig der Antragsteller ist? Unternehmer wollen vermeiden, in solchen Momenten ratlos und abhängig vor den ausgespuckten Ergebnissen zu sitzen. KI-Versteher wägen daher ab, wie viel Blackbox das Unternehmen für möglichst viele Einflussvariablen und eine hohe Treffergenauigkeit zulässt. Sie setzen Grenzen, wo es genügt, mit einfacheren Lösungen zu arbeiten, weil die Ergebnisse ausreichend brauchbar sind und der Lösungsweg nachvollziehbar bleiben muss.

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