10.05.2022

KI benötigt permanentes Lernen

Beitrag im Schäffer Pöschel Blog

Was KI alles kann, lässt sich am Google Suchalgorithmus zeigen, der jeden Tag über 500 Millionen Suchanfragen verarbeitet und dabei weder langsam noch müde wird. Unternehmerisch winkt eine Goldgrube, denn smarte Software ist in der Regel unbegrenzt skalierbar und rentiert sich mit steigendem Volumen. Im Vergleich kein Wunder, dass viele Arbeitnehmer Sorge haben, ihre Jobs an Künstliche Intelligenz zu verlieren, egal ob in Versicherungen, Banken oder administrativen Berufen. In den Ergebnissen der Artificial Intelligence (AI) Trendstudie 2021 der IUBH nennen drei Viertel der 500 befragten Führungskräfte Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes an eine Künstliche Intelligenz. Immerhin, die Skepsis gegenüber KI sinkt im Vergleich mit den Vorjahren. Studien finden sich sowohl für KI-Gegner als auch für KI-Befürworter, die positive Effekte für den Arbeitsmarkt voraussagen. Steigende Nachfrage betrifft z.B. die Bereiche IT, Marketing, Vertrieb und Service. Der HR-Report 2019 sagt für die nächsten Jahren das stärkste Wachstum im Kundenservice voraus. Im Service wird trotz Digitalisierung weiter ein hoher Bedarf an qualifizierter persönlicher Beratung erwartet. Viele Studien prognostizieren wachsenden Fachkräftemangel in Digital- und Datendisziplinen, aber auch in der Pflege, im Handwerk und in Kreativberufen.

Hier können menschliche Fachkräfte ihre besonderen Fähigkeiten ausspielen, in denen Maschinen nicht mithalten:

  • Wahrnehmung und Manipulation: Menschen finden sich besser in unstrukturierten und komplexen Umgebungen zurecht.
  • Kreative Intelligenz: Wenn es um Reimen, komponierte Musik, Dichtkunst oder Konzeption geht akzeptieren wir heute nur menschliche Leistung als kreativ, auch wenn sie sich automatisieren ließe, wie das Beispiel der komponierenden KI AIVA zeigt.
  • Soziale Intelligenz: Wir können mit sozialer Intelligenz andere Menschen begeistern, überzeugen, trösten oder pflegen.

Die Beispiele zeigen, dass sich die Anforderungen an unsere Arbeit verschieben und wir an vielen Stellen mehr mit fehlenden Fachkräften als mit fehlenden Jobs kämpfen werden. Schließlich funktionieren Algorithmen nicht auf Knopfdruck, sie sind angewiesen auf qualifiziertes Personal zur Aufbereitung der Trainingsdaten oder zur Steuerung. Für den Einsatz trainieren smarte Algorithmen oft Millionen an Datensätzen, um bestimmte Muster zu lernen. Wir brauchen dafür nicht nur IT-Nerds, Mathematikerinnen und Datenwissenschaftler, sondern auch Psychologinnen, Trainer, Ethikerinnen und Strategen. Besorgniserregend scheint daher weniger der Jobverlust, sondern vielmehr die mangelnde Entwicklungsbereitschaft bei Führungskräften. In der Befragung der IUBH äußert nur die Hälfte der Führungskräfte Bereitschaft, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden.

Kreative Weichenstellung in HR und Personalentwicklung ist gefragt

In Unternehmen brauchen wir daher nicht nur kreative Lösungen für die wachsenden Personalengpässe, die allein durch die demographische Entwicklung verschärft werden. Wir brauchen vor allem kreative Weichenstellung in HR und Personalentwicklung. HR-Teams sind gefragt, proaktiv nicht nur einzelne Jobprofile zu hinterfragen, sondern mit Weitblick die Führungsanforderungen von übermorgen mitzudenken und Führungskräfte aktiv auf die Reise zunehmen.

Vermutlich wird jedes Unternehmen, das KI einsetzt damit früher oder später die Aufbau- und Ablauforganisation transformieren. Wir sprechen über die Softskills der Zukunft wie Lernfähigkeit, Teambereitschaft oder Diversitätstoleranz. Wir sprechen auch über eine neue Form von Arbeit und Führung an der Schnittstelle von Mensch und Maschine. Zeit für einen realistisch-konstruktiven Blick auf lebenslanges Lernen.

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